Klimaschutz ist Mainstream – die Next Generation wird urteilen, ob das genügt
Am 4. Januar durfte ich 20 Jahre rauchfrei feiern. Seit einem Jahr habe ich kein Auto mehr, ich achte seit sieben Jahren auf bewusste Ernährung und meine Bilanz bezüglich Wiederverwertung der gekauften Lebensmittel (sprich aktives Engagement gegen Foodwaste) und der Eigenproduktion von Gemüse lassen sich sehen. Im Bereich Strom- und Wasserverbrauch bin ich definitiv noch nicht auf Kurs, aber man/frau darf sich ja noch verbessern.
Klingt nach unglaublich viel Verzichtsleistung und Anstrengung, nach Spassbremse und Genusslosigkeit. Doch das Gegenteil ist der Fall: Noch nie fühlte ich mich wohler, fitter und zufriedener. Was ich für Gesundheit und Klima tue, ist Genuss pur. Und meine Töchter lassen sich sogar ohne jeglichen Druck dazu anstecken.
Man könnte schon bald sagen: Wie eigennützig, die Wirtschaft verdient an Leuten wie mir weniger Geld, der Konsum sinkt, und mit ihm sinken die Löhne in der Tabak-, Auto- und Lebensmittelindustrie. Aber nein, natürlich verdienen der Bauer nebenan, innovative Sharing-Anbieter wie Mobility oder auch die Baumärkte, die ich seit meiner Gartenbewirtschaftung öfter aufsuche, ordentlich dazu.
Inzwischen hat auch die Finanzbranche erkannt, dass Investitionen in die grüne und sozialverträgliche Wirtschaft lohnenswert sind. Wie gut erinnere ich mich an die grossen, verständnislosen Augen des Bankberaters vor 20 Jahren, als ich nach Investitionsmöglichkeiten in soziale oder umweltfreundliche Fonds fragte. Heute hat verloren, wer nicht entsprechende Produkte anbietet. Aus der Birkenstock-Bewegung haben sich längst lukrative Geschäftsmodelle entwickelt.
So verweisen heute Weltkonzerne mit Stolz auf ihre Verantwortung. Beispielsweise die AXA am diesjährigen Neujahrsapéro: Einerseits wies deren Nachhaltigkeitschef auf das Empowerment der Mitarbeitenden in Klima- und sozialen Projekte hin, andererseits betonte der Versicherungskonzern sein Bekenntnis, Firmen, die umweltschädliche Produkte herstellen, nicht mehr länger versichern zu wollen. Ihre Kundschaft ermutigte die AXA naheliegenderweise, es ihr gleichzutun und ihre Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit als Unternehmen wahrzunehmen.
Wir sind im Mainstream angekommen: Wer etwas für den Klimaschutz, für die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer tut, ist auf der Höhe der Zeit. Wer es nicht tut, muss sich für sein ignorantes Verhalten rechtfertigen.
Angenehme Nebenerscheinung: Es etabliert sich das allgemeine Gefühl, Klimaschutz ist normal, nichts Anstrengendes, macht Spass und bringt Genuss!
Auf den Lorbeeren ausruhen ist aber nicht angesagt. Der jungen Generation macht der Klimawandel Angst, Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Schweizer Städten gehen nach dem Vorbild der 15-jährigen Greta Thunberg aus Schweden auf die Strasse. Sie mahnen uns. Und wir können sicher sein: Stolz wird diese Generation auf uns nicht sein können. Aber vielleicht können wir sie mit unserem Engagement zumindest davon überzeugen, dass wir unser Möglichstes getan haben werden, den Hebel herumzureissen – den Hebel, den unsere Vorgängergeneration einst in die falsche Richtung stellte (von der gierigen Ausbeute wertvoller Rohstoffe über die Etablierung der Billiglohn-Wirtschaft bis zum verantwortungslosen Umgang mit Antibiotika und Pestiziden).
Bei mir kommt nun der Verbrauch von Strom und Wasser unter die Lupe. Ich bin überzeugt, auch hier finde ich genussvolle und kreative Ansätze. Gerne tausche ich hier meine Tipps mit den Ihren! Machen Sie mit?
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