An alle Journalistinnen und Konzernchefs, die es wirklich wissen wollen

Lonza lässt seit 50 Jahren aus seinem Werk in Visp eine exorbitant hohe Konzentration des klimaschädlichen Lachgases in die Atmosphäre ausströmen – seit 2018 ist dem Konzern das Leck bekannt. Die Installation eines Katalysators, der den Schaden um 98 % der bisherigen Menge reduziert, verzögert sich um Monate, weil Lonza maximal vom CO2-Emissionshandel profitieren will. Dies geht aus dem Bericht des Journalisten Christoph Lenz hervor. Er schreibt, dass der Konzern 12 Millionen für ein Ende der Klimakatastrophe investiert, und gleichzeitig Zertifikate einstreicht, die ihm 35 Millionen in die Kasse spülen. Gutes Geschäft, so ein Klimaschaden. Auch das Bundesamt für Umwelt BafU und nicht zuletzt natürlich das fragwürdige Emissionshandels-System spielen laut Lenz eine entscheidende Rolle für diesen Skandal.

Schlimm genug. Hinzu kommt, dass Lonza im Geschäftsbericht kein Wort über den Ausstoss von 60’0000 Tonnen CO2-Äquivalenten verliert. Die Aktionär/innen und die gesamte Öffentlichkeit  werden darüber hinweggetäuscht, dass Lonza doppelt so klimaschädlich ist als vorgegeben. Ist das kriminell?

Klar scheint: Wasser predigen und Wein trinken lohnt sich, denn Lonza wurde in der Öffentlichkeit in jüngerer Vergangenheit als fortschrittlicher Konzern in der Klimapolitik wahrgenommen. Der Fall bestätigt leider marktkritische Aktivist/innen, die Konzerne bezichtigen, imagefördernde Hochglanz-Nachhaltigkeitsbroschüren zu publizieren, während sie sich hinter den Kulissen einen Deut um das Klima scheren, und stattdessen viel Zeit in Verhandlungen stecken, um unmoralische Geschäfte profitabler zu machen.

Wir haben in der Schweiz im November über die Konzernverantwortung abgestimmt. Das Ständemehr hat die Initiative zu Fall gebracht. Das Beispiel zeigt deutlich: Die Konzernverantwortung bleibt ein aktuelles Thema und muss genau beobachtet werden. Aber was – wenn nicht der verbindliche Geschäftsbericht – kann einer seriösen Beurteilung dienen? Es sind die Journalist/innen, die NGOs und beherzte Mitarbeitende, oder auch Konzernchef/innen, die als Vorbilder mit echtem Engagement vorangehen. Vielen Dank dafür.




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