Schweigen wir uns in ein dunkles Zeitalter?

Die Zeiten sind konfliktbeladen. Reale und drohende Kriege belasten unsere Gedanken. Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass eine grosse Schweizer Zeitung im Jahr 2024 auf ihrer Titelseite darüber sinnieren wird, wie wahrscheinlich ein dritter Weltkrieg sei.

Unsere Informationskanäle sind durchseucht von Falschmeldungen – die Tatsache, dass sich jeder und jede des Programms ChatGPT und anderer künstlicher Intelligenzen bedienen kann, ohne über die Quellenlage nachzudenken, entschärft die Lage ganz und gar nicht. Extreme Meinungen werden salonfähig, Fronten verhärten sich. Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass unsere demokratischen Errungenschaften im Jahr 2024 in Gefahr geraten?

Es scheint, dass immer mehr narzisstische, machtgierige, verrückte, unverfroren-rücksichtslose und eigennützige Figuren die Weltlage kontrollieren. Was für eine grauenhafte Welt kreieren wir da? Ja – Wir! Nicht die. Denn wir alle sind Teil dieses Weltgefüges. Wenn auch nur ein winziger.

Wir entscheiden uns für oder gegen Verantwortung. Wir wählen, wir konsumieren, wir stehen für Werte und Haltungen ein, oder eben nicht. Wir setzen uns auseinander, oder wir schweigen. Wir kämpfen, oder wir ducken uns – nicht nur wenn es um grosse weltpolitische Dinge geht, sondern in ganz alltäglichen Dingen, in der Familie, in Freundschaften, am Arbeitsplatz. Indem wir schweigen, statten wir andere mit Macht aus und geben ihnen den Raum, ohne den sie ihre Macht nicht ausüben könnten. Dutzende von täglichen Entscheidungen führen letztlich dazu, dass sich diese oder jene behaupten. Wir können es beeinflussen.

Klingt idealistisch? Vielleicht. Aber ich glaube an die Wirkung des Kleinen, um nicht zu sagen, an die Macht der vielen kleinen starken Dinge, die täglich geschehen. Immerhin kümmert sich der wesentlich grössere Teil der Menschheit um seine Lieben, befürwortet Gerechtigkeit, setzt sich dafür ein, das Beste aus dem Leben zu machen und als Vorbild zu wirken. Das ist der Grund, weshalb wir optimistisch bleiben dürfen. Diese Menschen müssen wir ermutigen, für sie einmal das Wort ergreifen, anstatt zu schweigen, wenn andere sich vordrängen. Es steht ganz allein in unserer Macht, ob wir es tun oder nicht.

Ich schliesse mit den Worten des verstorbenen, früheren UNO-Generalsekretärs Kofi Annan, der einmal sagte: «Alles, was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit.»




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