Zurück zur Normalität? Bitte nicht!

«In was für einem System leben wir, wenn der Schutz der Gesundheit zur Krise führt, aber die Ausbeutung von endlichen Ressourcen, die Umweltverschmutzung und die Sklavenarbeit in Billiglohnländern zu einem funktionierenden System gehören?» – Diesen Satz habe ich kürzlich gelesen, und er hat mich sehr bewegt.

Wir wünschen uns die Normalität zurück, dass unser System wieder funktioniert. Doch haben wir alle auch gemerkt, dass die angebliche Normalität alles andere als normal ist. Sie ist bequeme Gewohnheit. Für unseren Wohlstand beuten wir aus. Und doch fällt es schwer, diesen Wohlstand aufzugeben. Wir wollen zurück in die Komfortzone, den Preis dafür zahlen wollen wir nicht.

Wir merken gleichzeitig, dass gerade die aussergewöhnliche Lage Unmögliches möglich macht. Der allgemeine Wohlstand lässt sich auch mit Mass fortsetzen. Biologisch angebautes Gemüse und weniger Fleisch konsumieren, den Verkehr mit Homeoffice drosseln, mehr auf die Gesundheit achten, weniger Fliegen, denn die Natur in der Umgebung bietet uns mehr Genuss und Erholung, als wir dachten. Die Tourismusbranche leidet, ja. Dafür kann das lokale Gewerbe profitieren. Die Wirtschaft bricht mittelfristig nicht zusammen, sie verändert sich nur, und gibt neuen Geschäftsideen eine Chance. Althergebrachte Branchen müssen sich neu erfinden, warum denn nicht? Der Lockdown gibt uns – den einschränkenden Massnahmen zum Trotz – die Möglichkeit, die Welt und die Wirtschaft anders zu betrachten.

Wenn ein solcher Ruck auch durch die Grossen der Wirtschaft geht, wird die Idee einer vielversprechenden Welt greifbar nah: Ressourcen werden sparsamer eingesetzt, erneuerbare Energie löst die dreckig-fossile ab, die Bevölkerung in Drittweltländern wird einbezogen statt ausgebeutet, systemrelevante Jobs werden honoriert statt schamlose Boni-Summen ausbezahlt. UBS, Nestlé, LafargeHolcim & Co.: Nichts gegen Geld verdienen. Aber nutzt die Gunst der Stunde und tragt bei zu einer blühenden Zukunft und zum sozialen Frieden. Tragt dazu bei, dass wir in eine Wirtschafts-Normalität finden, die auch den Namen «Normalität» verdient. Der grösste Hebel liegt in eurer Hand.




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